Es muss doch der jeweiligen „Stallwache“ ein göttliches Vergnügen bereiten, über eine einsame Kuh zu berichten, die sich mutmaßlich wie ein Reh fühlt. Oder über eine Kneipe namens „Schlappeseppel“, wo das Bier in der Hand zum Faust wird. Schade also, dass in diesen Tagen das Sommerloch wieder mal an sein Ende kommt. Nicht nur in den Zeitungen.
Ein leicht subversiver Gedanke kommt mir, der gerade noch einen Fuß am Rande des Sommerlochs in eben dieses baumeln lässt: Wer kann mich eigentlich daran hindern, auch im Alltag nicht immer alles gar so bierernst zu nehmen? Gerade auch jetzt im Herbst, wenn der Spaß über weite Strecken ein gründliches Loch hat. Ich muss doch nicht jede Runde in dem Hamsterrad mitstrampeln, das sich vorgeblich um die wirklich wichtigen Dinge dreht. Ich muss nicht der Erste sein, der bei Kindern und Jugendlichen wieder Disziplin einfordert, während sie gerade noch am Träumen sind. Auch muss ich meine Tage nicht mit Eurozeichen in den Augen messen. Stattdessen kann ich Freiheit zu meiner Leitwährung erklären und Glücksmomente zur Aktie, die am höchsten im Kurs steht.
Nur mit der Kraft meiner Gedanken kann ich Löcher in die Mauern von Leistungsdruck und Oberflächlichkeit bohren und durch sie hindurch die das Lebens mit anderem Maßstab wahrnehmen. Es liegt an meiner eigenen Achtsamkeit, ob ich die liebenswerten Kleinigkeiten hinter oder neben den ach so harten Fakten sehe. Wenigstens ein Versuch ist es wert, die ein oder andere verkrampfte Situation mit einem Augenzwinkern zu lockern.
Ganz nebenbei bin ich überzeugt, dass solches - besonders im Sommerloch spürbare - göttliche Vergnügen durchaus im Wortsinn einiges mit der Lebensfreude zu tun hat, die uns von Gott her herzlich gegönnt ist.
Richard Rosenberger