Christlich sind die 40 Tage der Fastenzeit auch eine Zeit zum Innehalten: Zurückblicken, mein Leben betrachten, mich auf mein Leben besinnen. Und mich von dem trennen, was mir nicht gut tut: Von Dingen, Verhaltensweisen, Lebenssituationen. Von Lasten, die mein Leben beschweren. Vielleicht auch von Beziehungen zu Menschen oder dem Arbeitsplatz? Wenn ich in mich gehe, erspüre ich meist ganz gut, was mir nicht gut tut, oft will ich es nur nicht wahrhaben.
Charlie Chaplin hat dazu einen bemerkenswerten Text verfasst: „Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, das mich wieder hinterzog, weg von mir selbst“, heißt es darin unter anderem.
Darum geht es in der Fastenzeit. Jesus nennt das Umkehren. Umkehren von den Irrwegen meines Lebens und mein Leben neu ausrichten. Ausrichten auf das, was mir gut tut. Die Ziele in den Blick nehmen, die mich und andere glücklich machen – und zwar in der Tiefe meines Herzens – nicht nur oberflächlich.
Ausrichten auch auf den, von dem Jesus erzählt: Gott! Gott, der für mich ein täglicher Gesprächspartner ist, dem ich erzählen kann, was ich vielleicht keinem Menschen je erzählen werde, der mir mit seinen Worten in der Bibel Gegenüber und Korrektiv ist.
Anders leben:
Anders leben als gestern und heute. Weil ich manchmal zu ersticken glaube in Hektik und Langeweile, im Trott des Festgefahrenen, weil ich auf der Stelle trete bei allem Strampeln.
Anders leben, weil ich irgendwie ahne, dass unter der Kruste der Oberfläche mehr verborgen liegt, als meine kurzsichtigen Augen entdecken, wenn ich nur lernte, bewusster und intensiver zu leben, mehr nach unten und nach oben als in die Breite.
Anders leben. Gott, weil du es bist, der mich lockt und einlädt mit dem Ruf zur Umkehr. Gib mir Mut, dies andere Leben zu suchen.
Peter Kolb, evangelischer Pfarrer