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„Büchereien sind wichtige pastorale Orte“

Bischofsempfang aus Anlass der Mitgliederversammlung des Sankt Michaelsbunds Bayern in Würzburg – Zertifikate für Kirchliche Büchereiassistentinnen und Ehrenurkunden für langjährige Bürgstädter Büchereileiterinnen

Würzburg (POW) Die Bedeutung der Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) hat Bischof Dr. Franz Jung am Freitagabend, 11. Oktober, bei einem Empfang für ehrenamtliche Mitarbeiter der katholischen Büchereiarbeit in Bayern sowie Gäste aus Politik und Kirche betont. „Unsere Büchereien sind und bleiben pastorale Orte“, sagte er im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten. Besonderen Dank sprach er den vielen Ehrenamtlichen aus, die sich in mehr als 1000 katholischen öffentlichen Büchereien in Bayern mit jährlich insgesamt mehr als 5,5 Millionen Besuchern einbringen. Wie in so vielen kirchlichen Bereichen betrage der Frauenanteil der ehrenamtlichen Mitarbeiter auch hier bis zu 95 Prozent. Die Veranstaltung mit Bischof Jung fand aus Anlass der jährlich in einem anderen Bistum stattfindenden Mitgliederversammlung des Sankt Michaelsbunds statt, der bayernweit Büchereien begleitet und berät.

Bischof Jung dankte allen Frauen und Männern, die sich in den Büchereien ehrenamtlich einsetzen. Diese garantierten eine gute Ausstattung und profilierten so die jeweilige Bibliothek als Bildungsträger. Als Begegnungsstätten forderten die Einrichtungen das Miteinander der Generationen „auch weit über das direkte kirchliche Umfeld hinaus“. Nicht zuletzt seien die Büchereien wichtige Orte der Leseförderung, die Menschen zum lebenslangen Lernen und Lesen anhielten. „Ohne ehrenamtliches Engagement wäre das nicht zu bewerkstelligen“, hob der Bischof hervor und würdigte alle, die in den katholischen Büchereien „ihre Phantasie, ihre Tatkraft, ihre Zeit und Liebe investieren. Seien Sie versichert: In der Büchereiarbeit sind diese enormen Ressourcen gut angelegt und ein Kapital, das sich auch für die zukünftige Entwicklung unseres Bistums, vor allem im ländlichen Raum, bezahlt macht.“

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigte in seinem Grußwort den „unverzichtbaren Beitrag“ des Sankt Michaelsbunds zu einem flächendeckenden, leistungsfähigen Bibliotheksangebot „und damit zur kulturellen Grundversorgung in Bayern“. Ohne die traditionellen und innovativen Informationsangebote und die professionellen Informationsdienstleistungen der Bibliotheken sei die Wissens- und Informationsgesellschaft nicht lebensfähig. Als kommerzfreie öffentliche Räume wirkten Büchereien „quasi als zweites, öffentliches Wohnzimmer“ gegen die Vereinzelung in der modernen Gesellschaft. „Sie wirken so der Spaltung der Gesellschaft in arm-reich, jung-alt, oder analog-digital entgegen.“ Der Idealismus der vielen freiwilligen Helfer, die einen Teil ihrer Freizeit uneigennützig anderen Menschen widmeten, verdiene höchste Anerkennung.

Für Dekan Stefan B. Eirich, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaften „Mittlerer Kahlgrund, Mömbris“ und Christus Immanuel, Krombach“ im Dekanat Alzenau, sind Büchereien „Horch- und Beobachtungsposten inmitten der Welt“. Eirich erklärte, dass Kriminalromane, das meistverkaufte Genre auf dem Büchermarkt, Fragen nach Gut und Böse, Schuld und Sühne behandelten und so immer Berührungspunkte mit Religion hätten. „Ich bin nicht nur als Leitender Pfarrer, sondern vor allem als Christ und Zeitgenosse glücklich darüber, dass es mit unseren Pfarrbibliotheken kirchliche Räume gibt, in denen diese Fragen hoffentlich nicht nur in Form von Büchern, sondern zuallererst als Menschen anlanden und bleiben.“

Der Passauer Domkapitular Gerhard Auer, Vorsitzender des Sankt Michaelsbunds Bayern, dankte den bayerischen Bischöfen für das Geld, das sie für die kirchlichen Büchereien investierten. So gewährleisteten sie wichtiges kulturelles Leben gerade im ländlichen Raum. Deutlich kritisierte Auer, dass trotz stetig steigender Erfordernisse die staatlichen Zuschüsse für Büchereien in Bayern von fünf Millionen Euro im Jahr 1990 auf aktuell 2,5 Millionen Euro gesunken seien.

Bernhard Schweßinger, Leiter des Medienhauses der Diözese Würzburg, erinnerte zu Beginn des Abends daran, dass sich bayernweit rund 12.000 Ehrenamtliche aller Altersgruppen in den katholischen Büchereien auch in kleinen Orten engagierten. „Deswegen sind diese Einrichtungen gerade im Blick auf den ländlichen Raum besonders wichtig.“ Zugleich überbrachte Schweßinger Grüße von Eva Gottstein, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, die ihre Teilnahme an der Veranstaltung krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste.  

Gemeinsam mit Almut Koschel, Leiterin der Katholischen Büchereifachstelle im Medienhaus der Diözese Würzburg, überreichte Bischof Jung drei Frauen die Zertifikate über den erfolgreichen Abschluss als Kirchliche Büchereiassistentin. Außerdem ehrte er zwei Frauen aus Bürgstadt für ihr langjähriges Engagement in der dortigen Bücherei.

Von 2018 bis 2019 absolvierten Sabine Deckelmann, ehrenamtliche Leiterin der Bücherei Schmerlenbach (Landkreis Aschaffenburg), Bettina Sickenberger, ehrenamtliche Leiterin der Bücherei Aschaffenburg-Sankt Kilian, und Claudia Wilhelm, ehrenamtliche Leiterin der Bücherei Margetshöchheim sowie Leiterin der Austauschbücherei in der katholischen Büchereifachstelle Würzburg, die Ausbildung. Diese bestand aus mehreren Präsenzphasen, der Vor- und Nachbereitung verschiedener Themen auf einer Online-Lernplattform sowie dem Anfertigen von Hausarbeiten zu bibliotheksfachlichen Themen mit Praxistransfer.  

Ehrenurkunden des Sankt Michaelsbunds für die vielfältigen Verdienste um die Bücherei von Bürgstadt (Landkreis Miltenberg) überreichte der Bischof an Gertrud Karch und Johanna Hofmann. Als 1983 die ehemalige Pfarreibücherei in die gemeinsame Trägerschaft von Kommune und Pfarrei überging, war Karch, damals Mitglied des Gemeinderats und des Büchereikuratoriums, in die Umstrukturierung mit eingebunden. Sie begleitete die Einrichtung einer Kartei für die Ausleihe ebenso wie die Einführung der EDV wenige Jahre später und betreute zwei Umbauten mit. Die Zahl der Ausleihen stieg von 12.000 im Jahr 1984 auf über 65.000 im Jahr 2018. „Heute ist die Gemeindebücherei, die ausschließlich von Ehrenamtlichen organisiert wird, mit regelmäßigen Literaturkreisen, Gesprächskreisen, Schulklassenführungen und zahlreichen anderen Veranstaltungen ein Besuchermagnet“, sagte Koschel in der Laudatio. 2004 gab Karch die Leitung an Johanna Hofmann ab, die in gleicher Weise die Einrichtung weiterführe. So organisierte sie eine Begegnung beim Schachspiel und Adventsgebäck für Flüchtlinge und Bürgstädter Bürger. Zudem stehe Hofmann auch in Verhandlungen, um den Büchereiraum zu erweitern, damit sich die Bibliothek als Treffpunkt weiterentwickeln kann.

Musikalisch umrahmten die „Körnier Ruckser“ aus Kürnach (Landkreis Würzburg) unter der Leitung von Burkard Schmitt die Veranstaltung mit fränkischer Blasmusik.

mh (POW)

(4219/1122; E-Mail voraus)

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