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Die Kunst der Pause

Die Noten, die man nicht spielt, sind wichtiger als die Noten, die man spielt - so kann man es zumindest in einem Unterrichtsbuch für Klavierspieler lesen. Vielleicht ist das ein wenig übertrieben, aber der Satz macht auf etwas aufmerksam: zur Wirkung der Musik gehören neben den Tönen auch die Pausen! Sie sorgen für Ausgewogenheit, strukturieren den Rhythmus, machen eine Melodie interessant.

Langweilig wäre die Musik, wenn sie einfach nur unendlich Töne aneinander reihte. Und schwierig für den Musiker, dem dann schnell die Luft ausginge. Wer die Pausen überspielt, kommt aus den Takt, wer sie ignoriert, kann am Ende nicht den himmlischen Klang erzeugen, der uns spüren lässt, dass Leben mehr ist als das, was wir selber mit unseren eigenen Händen schaffen. Ein gutes Musikstück lebt vom Wechsel, von der Abwechslung der Stimmen und der Instrumente. Erst wenn die einen sich zurückhalten, Pause machen, bekommen die anderen Aufmerksamkeit - und umgekehrt. Es gibt eine Zeit für laute und für leise Töne, für schnelle und für langsame Melodien. Das Ergebnis eines wohl aufeinander abgestimmten Potpourris von Stimmen, Instrumenten, Tönen und Pausen nennt man eine Symphonie, ein Zusammenklang, der auf schöne Art und Weise Sinn ergibt.

Wie in der Musik hat auch im Leben alles seine Zeit. Wer Pausen ignoriert, wird atemlos, wird sich selbst schnell erschöpfen. Die Schöpfungserzählung im Buch Genesis kann uns diese Weisheit erschließen. Gut erschafft Gott da in sechs Tagen alles, sehr gut sogar. Doch erst mit dem siebten Tag, dem Sabbat, dem Tag der Pause, ist sein Werk perfekt. Erst wenn man zur Ruhe kommt wird einem deutlich, wie gut alles wirklich ist. Wer ohne Pause ständig macht und tut kann nicht genießen, was ihm geschenkt wird.

Für eine Pause braucht es nicht viel, eventuell ein wenig Mut, sie sich wirklich zu gönnen. Manchmal ist es mühsam - aber dann um so notwendiger - sie sich zu organisieren. Sie gut zu gestalten ist ein sehr persönliches Kunststück, dass ihnen auch in einer perfekt aufgestellten Dienstleistungsgesellschaft letztlich niemand abnehmen kann. Wenn ihnen dieses Kunststück gelingt, dann können in der geschaffenen Ruhe bereits erklungenen Töne nachhallen und sich die Melodien anbahnen, die der Pause folgen.

Gönnen sie sich in diesen Sommertagen die ein oder andere echte Pause. Dazu gehört, nicht alles bis ins Letzte zu verplanen, sondern offen zu bleiben für all das Gute, dass die Schöpfung für uns bereit hält. Sie werden merken, wie sehr es dem Rhythmus ihres Lebens entgegen kommt. Und vielleicht können sie dann auch die Kraft spüren, die diesen Rhythmus aufrecht erhält.

Burkard Vogt