„Jedesmal, wenn ich die Deutschen über Europa reden höre, habe ich Lust zu weinen. Was gibt es Traurigeres als eine deutsche Rede über Europa? Es gibt darin nichts, was zum Träumen anregte.“ sagte einmal Brigitte Sauzay, die für mehrere französische Präsidenten als Dolmetscherin arbeitete. Da ist wohl etwas dran. Frohe, visionäre Worte zu Europa kommen mir selten unter. Die Angst, etwas abgeben zu müssen, steht im Alltag definitiv vor „Freude schöner Götterfunken“.
Ich habe nicht viel Ahnung von Staatshaushalten, Finanztransaktionen und Eurobonds. Doch sollten in Europa gerade unsere gemeinsamen jüdisch-christlichen Wurzeln mehr als "Rechenschieberei" hergeben. Auf die Frage rhetorischer Fallensteller, ob Steuerzahlung an den Kaiser erlaubt sei, gab Jesus zur Antwort: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ Gott hat's demnach nicht so mit Münzen. Bei ihm zählt eine andere Währung. Was wiegen beispielsweise finanzielle Belastungen gegen den Wert von mehr als 70 Jahren friedlichen Zusammenlebens? Um wie viel wertvoller ist der Reichtum und die gegenseitige Befruchtung der Kulturen in Relation zur Wirtschafts- und Fiskalunion?
Ich bin sicher, dass sich im europäischen Fußballwettstreit Anzeichen dieser göttlichen Währung finden lassen werden. Möge also der Euro ein paar Wochen lang hinter der Euro zurücktreten! Es wird Europa sicher zwischendurch gut tun, sich in Leichtfüßigkeit und Fairness zu messen, in Stadien und auf Plätzen zu fiebern und zu feiern. Möge dadurch der Kurs von Solidarität und respektvoller Geschwisterlichkeit einen Wachstumsimpuls erhalten!
Richard Rosenberger
Regionaljugendseelsorger
Aschaffenburg