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Für den Moment spielen

Mit dem ersten Anpfiff steigt das Fieber: Frauenfußball WM ! Mich interessiert, welche Stars und Vorbilder diese Sportart geprägt haben und ich stoße bei meiner Suche auf die angeblich „beste Frau, die diesen Sport je ausgeübt hat“, die Amerikanerin Michelle Akers.

Mit gemischten Gefühlen lese ich, was sie selbst über ihren Einsatz beim Spiel sagt:
"Mein Stil war es, für den Moment zu spielen. Ich stürzte mich mitten hinein und nahm viele körperliche Risiken auf mich, da ich nicht über den Moment hinaussehen konnte. Das war gleichzeitig meine Stärke und meine Schwäche.“
Wen wundert es bei dieser Aussage, dass zwar die Erfolge nicht ausblieben, Michelle Akers aber schließlich nach 15-jähriger Karriere mit der Diagnose „chronisches Erschöpfungssyndrom“ ihren geliebten Sport aufgeben musste.
Und trotzdem : Das ist doch irgendwie auch packend, faszinierend, wenn jemand ganz „für den Moment spielt“. Eine solche Unvernunft, eine Leidenschaft, ein Kampfgeist schwingt dabei mit, der uns - vielleicht widerwillig - Bewunderung abringt. „Für den Moment spielen“ heißt ja nicht nur, alles zu riskieren, es heißt auch, sich von nichts und niemandem ablenken zu lassen. Sich mitten hineinstürzen, nicht nach gestern und nicht nach morgen fragen, nicht nach dem, was andere tun und denken, nicht nach dem, was morgen vernünftig ist. Ich muss gestehen : Das gefällt mir ziemlich gut.
Es ist sogar ausgesprochen christlich. Hinausgehen in alle Welt, Kranke heilen, Gefangene befreien, untereinander alles teilen, den Nächsten zu lieben, wie man sich selbst liebt. Das alles ist doch mindestens genauso verrückt.
In der vergangenen Woche haben in vielen Dörfern die Johannisfeuer gebrannt: Sie erinnern an das uralte Sonnwendfest, an die Wende der Zeit. St. Johannes der Täufer, dessen Gedenktag sehr passend auf diesen besonderen Tag gelegt wurde, eine Lichtgestalt der Bible, war auch so einer, der „für den Moment spielte“ :
Er war es, der Jesus taufen durfte und dabei den Ruf aus dem Himmel hörte: „Dies ist mein geliebter Sohn - an ihm habe ich Freude !“ Ein Satz, der für mich einer der wichtigsten Sätze der Bibel sein kann. Dass Gott seinen Sohn so bedingungslos anerkennt, dass er ihm seine bedingungslose Solidarität für seinen Weg zusagt, ist wirklich göttlich. Viele Menschen würden sich genau so eine Zusage ihrer Eltern für ihren Lebensweg wünschen. „Du bist mein geliebter Sohn/meine geliebte Tochter. An dir habe ich Freude.“ Stellen Sie sich diesen Satz mal als Ansprache der Trainerin in der Kabine vor dem Spiel vor - eine solche Anerkennung kann entscheidend sein für die Momente, in denen unser Leben sich abspielt .
Anerkennung und Freude :Das lässt Menschen gerade stehen, aufatmen, durchatmen, versorgt Spielerinnen und Spieler mit nachhaltiger Energie. Sie lässt auch Pausen zu , denn sie ist die Stimme, die uns sagt : Du hast gekämpft und du wirst weiterkämpfen - aber meine absolute Wertschätzung ist dir jetzt schon sicher. Und dieses Bewusstsein braucht man, um sich selbst nicht nur in der völligen Verausgabung spüren zu können, sondern als selbstbewusste Tochter/ als selbstbewusster Sohn -auch und gerade in der Ruhe, der Sammlung, der stillen Kraft leben zu können. Das gibt Energie für ein ganzes Leben über den Moment hinaus.
Eva Meder-Thünemann