Übervoll sind nicht selten auch wir Menschen. Verpflichtungen, Terminen, Aufgaben diktieren oft den Alltag. Schwer spüren wir oft das Gewicht unseres Körpers, die Belastungen, die Müdigkeit. Voll ist der Kopf oft mit Gedanken, Urteilen, Entscheidungen. Dumpf laufen wir durchs Leben statt zu klingen Aber: an nichts denken, leer und leicht werden, sich frei machen von Abhängigkeiten ist schneller gesagt als getan. Eine bewusst gestalteten Fastenzeit kann dabei helfen. Vielleicht gehören sie auch zu den Menschen, die mit einem Vorsatz in diese 40 Tage gestartet sind und jetzt mit dem dritten Fastensonntag eine Art Halbzeitbilanz ziehen können. Vielleicht haben sie schon ein paar Steine aus dem Weg räumen können, klingt es in ihrem Leben schon wieder ein wenig besser. Falls nicht: es ist nie zu spät, mit dem Projekt "leer werden" zu beginnen.
Leerzeiten können auch Gemeinschaften gut tun. Für die Katholiken ist mit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI eine Vakanz eingetreten, die wieder neues zum Klingen bringen kann. Der Schritt des Papstes verdient Respekt, gerade weil er kirchengeschichtlich betrachtet keine Selbstverständlichkeit ist. Und dieser Schritt in die Leere schafft neue Freiräume: für den Menschen Joseph Ratzinger, für die katholische Kirche, aber vor allem für das Wirken des Heiligen Geistes.
Voll sind die Medien jetzt mit Spekulationen über die Nachfolge. Voller Erwartungen sind auch die unterschiedlichen Lager nicht nur der Katholiken, ob konservativ oder progressiv, ob ungläubig, skeptisch oder begeistert. Ich halte es für hilfreich, auch in dieser Frage leer zu werden, Urteile und Vorurteile gehen zu lassen und damit Gott Raum zu geben.
In vielen Kirchen wird jetzt für die Wahl des neuen Papstes gebetet. "Beten heißt nicht sich selbst reden hören, Beten heißt still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört", hat der dänische Philosoph und Theologe Sören Kierkegaard einmal formuliert. Wer so betet widersteht der Versuchung, dem Ich zu viel Raum zu geben und damit Schwingungen zu verhindern, die man eben nicht selber erzeugen kann. Diese Art der Meditation und des Gebetes ist eine schwierige Übungen für uns Menschen, aber sie kann uns öffnen für eine andere, göttliche Dimension, nicht nur bei Papstwahlen sondern auch im alltäglichen Leben. Sie kann etwas in uns zum Klingen bringen, das uns und die Welt erfüllt.
Burkard Vogt, Gemeindereferent