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Liebe dich selbst

Mal Regen und Sturm, mal Sonne und Hitze – damit, so scheint es, will uns auch dieser Sommer beglücken. Mir kommt dazu die Fabel von der „Sonne und dem Wind“ in den Sinn. Zugeschrieben wird sie Aesop, dem Begründer der antiken Fabeldichtung. Er war gelehrter Grieche und lebte im 6. Jahrhundert vor Christus. Wer sich in diesen Tagen aufmacht in die Natur,

mag sich ihrer erinnern, wenn der Sonnenschein plötzlich in heftiges Gewitterbrausen umschlägt. Wohl dem oder der, die dann einen Regenschutz dabei hat.

„Einst stritten sich die Sonne und der Wind, wer von ihnen beiden der Stärkere sei, und man ward einig, derjenige solle dafür gelten, der einen Wanderer, den sie eben vor sich sahen, am ersten nötigen würde, seinen Mantel abzulegen. Sogleich begann der Wind zu stürmen; Regen und Hagelschauer unterstützten ihn. Der arme Wanderer jammerte und zagte; aber immer fester wickelte er sich in seinen Mantel ein und setzte seinen Weg fort, so gut er konnte. Jetzt kam die Reihe an die Sonne. Mit milder und sanfter Glut ließ sie ihre Strahlen herabfallen. Himmel und Erde wurden heiter; die Lüfte erwärmten sich. Der Wanderer vermochte den Mantel nicht länger auf seinen Schultern zu erdulden. Er warf ihn ab und erquickte sich im Schatten eines Baumes, während sich die Sonne ihres Sieges freute.“ Natürlich lässt sich der Regenschutz dann auch passend als Unterlage nutzen!

Aber eigentlich will diese Fabel übertragen verstanden werden. Und da lässt sie sich auf vieles anwenden: das menschliche Miteinander, den Umgang am Arbeitsplatz, die Erziehung, oder auch einfach, wie ich mit mir selbst umgehe. Da kann ich mit Gewalt etwas unterm Deckel halten, niederdrücken, verdrängen. Das geht schon, eine Zeit lang. Bis es sich wieder meldet und ich noch mehr Kraft aufwenden muss. Oder mich nieder drückt. Oder irgendwann meine Kräfte versagen, das Herz, das Kreuz oder die Psyche, meine „Schwachstelle“ eben. Klar ist die bei jedem Menschen wo anders.

Oder ich wende mich meinen „Themen“ zu, liebevoll, positiv, vielleicht auch verzeihend, mir oder anderen. Geschichten aus der Kindheit, Verletzungen, Enttäuschungen, Lebenslügen, unerlöste Wünsche …

Gut, wenn ich das tue, bevor der berühmte Tropfen das Fass zum überlaufen bringt. Denn dann bricht sich manchmal etwas mit Macht und Gewalt Bahn. Und ich kann es nicht mehr stoppen, kann es nicht mehr liebevoll „umwandeln“.

„Liebe deine Nächsten, wie dich selbst“, hat Jesus gesagt. Mich selbst lieben, das ist das Erste, erst dann kann ich auch das andere. Ich kann niemanden lieben, wenn ich mich selbst hasse, mich selbst nicht annehmen, nicht akzeptieren kann. Jede und jeder hat seine verborgenen Wunden. Kann ich sie mir verbinden? Will ich sie mir verbinden lassen?

fragt ihr Peter Kolb, Pfarrer für Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit am Evang.-Luth. Dekanat Aschaffenburg