Ein Monat, in dem hierzulande nichts normal ist, in dem sozusagen der Ausnahmezustand herrscht: Wer nicht in Urlaub fährt oder zumindest Urlaub machen kann, kommt sich vor wie der sprichwörtliche letzte Mohikaner und kann sehen, wie noch wichtige Dinge erledigt werden können und muss sich noch anhören, dass man doch sicher schon in Urlaub war oder wann man denn wegzufahren gedenkt. Denn alle anderen genießen bereits seit Ferienbeginn mehr oder weniger ihre Auszeit und fühlen sich wirklich außerhalb des „Normalprofils“. Jetzt, am Ende dieses ganz speziellen Monats, fahren jedoch so langsam alle wieder runter auf „normal“. Was immer das auch heißt! Mein Handy übrigens nennt den anderen Zustand, den der „nicht normal“ ist, „Stumm-Modus“. Auch dies ein Stichwort, um nachdenklich zu werden – stumm, still, nicht erreichbar, nicht ansprechbar, das ist eben – leider? – nicht normal. Zur Zeit wird über einen „fleischfreien Tag“ in den Kantinen diskutiert, ich würde gerne einmal zu einem „Tag der Stille“ einladen, einem Tag im „Stumm-Modus“. Vermutlich würde ich mich damit aber noch unbeliebter machen, als mit der Forderung nach dem „Veggie-Tag“. Zugegeben: Erzwungene Stille hat keinen Wert. Das, was sich im „Stumm-Modus“ sinnvollerweise ereignen könnte, geschieht nur langsam und muss wachsen können. Vor einiger Zeit – ich war in Eile – vertippte ich mich ständig beim Eingeben des Zahlencodes für meinen Türöffner im Büro. Der kleine, besserwisserische Automat zwang mich zu einer Minute des Nachdenkens und zählte zynisch die Sekunden runter, bis mir gnädig ein neuer Versuch gewährt wurde. Ich habe diese Zeit nicht genutzt, um zu entschleunigen, um „runterzufahren“ , um eine kleine Kreativpause einzulegen. Ich war einfach nur genervt. Auf die Schnelle lässt sich der Modus nicht ändern und erzwungen fühlt sich die Stille nicht wirklich gut an. Ohne Sinn und Zweck kann man auch die Seele nicht füllen, da kann man sie höchstens irgendwie „baumeln lassen“. Aber wohin und wozu? Es ist hilfreich, sich einmal mehr Zeit als „zwischendrin“ zu nehmen, um sich die Fragen zu stellen: Wie soll ich und will ich mein „Normal-Profil“ gestalten und will ich einen „Stumm-Modus“ in meinem Leben wirklich haben?
Mit dieser Frage sind wir zum Glück nicht alleine, Größere vor uns haben sich damit auseinandergesetzt, nicht zuletzt der heilige Augustinus, der schließlich den schönen Satz prägte: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“
Mein Tipp: Sehen Sie zu, dass Ihr Normalprofil sich nicht allzu sehr vom „Stumm-Modus“ unterscheidet und wenn Ihnen dieses nicht gelingt, denken Sie an den Heiligen Augustinus. Vielleicht können Sie – so wie er – die Unruhe dieser Welt in Gottes Hand legen. Das wäre schön.
Eva Meder-Thünemann