Arbeit ist gewiss ein hohes Gut. Sie trägt zum Selbstwertgefühl des Menschen und ein stückweit zur Sinngebung bei. Schlimm, wenn Menschen, die arbeiten wollen keine Arbeit finden oder für ihre Arbeit nicht den gerechten Lohn erhalten!
Das deutsche Wort „Beruf“ macht deutlich, dass es bei der Arbeit recht verstanden, nicht nur um einen Job, sondern um Berufung geht. Martin Luther sagt: „Es ist kein edler Werk als der Gehorsam in dem Beruf und Werk, das Gott einem jeglichen auflegt, dass er, damit zufrieden, treulich dem Nächsten diene.“Luther setzt die Arbeit in Bezug zu Gott. Er kann sie als Gottesdienst sehen.
Gott gibt den Auftrag die Erde zu bebauen und zu bewahren. Aber Leben ist eben mehr als Müh und Arbeit. Dazu gehören auch Ruhe und Freizeit, Feiern und Genießen. Es ist für unser Menschsein wichtig, immer wieder die Seele baumeln zu lassen. Wir brauchen im Getriebe des Alltags Oasen der Ruhe. Gott gönnt sie uns. Sein Gebot, den Feiertag zu heiligen, hat mit der Anerkennung seines Herrseins zu tun.
Sonn- und Feiertage werden in unserer Gesellschaft ihres Sinns immer mehr entleert und kommerziellen Zielen geopfert. Gewiss: Städte und Gemeinden, Geschäfte und Firmen stehen im Wettbewerb um Kunden. Aber der kurzfristige Gewinn erweist sich letztlich als großer Verlust. Unser Gesellschaft ist arm dran, wenn sogar der kulturellenWert der Sonn- und Feiertagskultur für das Immer-mehr-haben Wollen geopfert wird.
Die Zahl verkaufsoffener Sonntage und Marktsonntage steigt ständig. Manche Kommunen genehmigen diese ohne die im Ladenschlußgesetz vorgesehene Anhörung der Vertreter der Kirchen als Träger öffentlicher Belange.
Gut, dass sich vielerorts Protest gegen die zunehmende Aushöhlung der Sonn-und Feiertagskultur regt. Die Bildung der „Allianz für den freien Sonntag“ ist ein Beispiel dafür. Vertreter von Kirchen, Parteien und Gewerkschaften ziehen hier an einem Strang. Sie tun es um der Menschen willen. Denn sie wissen: „Ohne Sonntag gibt es aber nur noch Werktage.“
Verkaufsoffene Sonntage beeinträchtigen das familiäre Leben und die sozialen Beziehungen in erheblicher Weise. In manchen Bereichen ist Arbeit an Sonn- und Feiertagen um der Menschen willen nötig. Aber viele Arbeiten sind unnötig. Der Rhythmus aus Arbeit und Ruhe ist für unser Menschsein wichtig. Er muss geschützt werden.
Michael Wehrwein, Dekan in Lohr a.Main und Stellvertreter des Regionalbischofs im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg