Geboren in gutbürgerlichen Verhältnissen als Sohn eines Priesters, trat er jedoch nicht in die Fußstapfen seines Vaters, sondern wollte ganz für GOTT als Asket in der Wüste leben. Sein Gewand aus Kamelhaaren und seine Nahrung, Heuschrecken und wilder Honig, sind sprichwörtlich geworden. Er war überzeugt, dass die Menschheit in ihr Verderben rennt, weil sie GOTT nicht mehr fürchtet. Irgendwann wird ER gewaltig eingreifen.
Solche Gedanken sind, in etwas anderer Form, auch modernen, unreligiösen Menschen nicht fremd: Alles geht den Bach hinunter, alles wird schlimmer, die Kriminalität nimmt zu, Moral ist ein Fremdwort, eine Katastrophe jagt die andere, das Ersparte verliert ständig an wert, auf niemand und nichts ist mehr verlass, Lug und Betrug, wohin man schaut. So kann es nicht weiter gehen. Irgendwann kommt der große Crash!
Und damals wie heute sinnt man auf Abhilfe. Wie kann man sein anscheinend unausweichliches Schicksal mildern? Energiewende gegen atomare Gefahr, CO2 Einsparung gegen Klimawandel, Totalkontrolle gegen Terroristen. Talismane, Rituale, Vorsorge, Frühwarnsysteme. Der Markt zur Selbstrettung ist riesig – und auch sehr fragwürdig.
Johannes erwartete ein gewaltiges Eingreifen GOTTES. ER wird die Bösen vernichten und nur die ganz wenigen Guten retten. So sagte es Johannes denen, die in Scharen zu ihm strömten, um ihn, den exotischen Guru, live zu erleben.
Was aber tun mit jenen, die nun verängstigt ihr Leben ändern wollen, aber keine Möglichkeit sehen, sich aus ihren Bindungen zu befreien? Wer Familie, Eltern, Kinder hat, kann es oft nicht verantworten, einfach zum Aussteiger zu werden; da braucht es andere Lösungen.
Ihnen bietet Johannes an, als Zeichen dafür, dass sie eigentlich ein ganz neues Leben anfangen möchten – aber es nicht können – sich taufen zu lassen. Deswegen nennt man ihn: Johannes der Täufer. Das Untertauchen im Jordan soll symbolisch alle Schuld abwaschen. Dass damit alles in Butter ist, verspricht Johannes jedoch nicht. Er sagt nur: Vielleicht könnt ihr so dem Zorn GOTTES entgehen. – Genau wie heute: Was wird nicht alles versucht, um mal gerade die Welt zu retten?
Das Ende blieb aus. Statt dessen hörte Johannes von JESUS und versteht die Welt nicht mehr. Er lässt ihn fragen: ″Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?″ Er wünschte sich – wie viele Menschen heute – so sehr eine Macht, die das Böse vernichtet. Doch: So handelt GOTT nicht. ER ist anders, als wir es uns wünschen. Und das ist gut so.
Einen schöne Woche wünscht Ihnen
Hans-Josef Born