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Spaßbremse Kirche?

In einem Comic von Dik Browne fragt der Wikinger Sven seinen Chef Hägar, ob Gefräßigkeit eine Sünde ist. Hägar fragt zurück: „Macht es Spaß?“ und als Sven das bejaht bekommt er prompt die Antwort: „Dann ist es Sünde!“.

Der Witz lässt mich schmunzeln und macht mich zugleich nachdenklich. Als einer, der in einer Institution arbeitet, die gerne mit dem Begriff „Sünde“ jongliert, ist mir bewusst, dass der Eindruck von den Kirchen als Spaßverderber durchaus verbreitet ist. An Halloween nörgeln sie, dass dies ein unchristliches Fest sei, dann wieder sind die Weihnachtsleckereien in der Kritik, die viel zu früh in den Geschäften lägen. In der Fastenzeit wird Enthaltsamkeit gepredigt und hin und wieder melden sich dann auch noch Stimmen zu Wort, die Harry Potter für gefährlich halten oder vor einem Kinofilm warnen. Fügt man dann noch die Weisungen im Zusammenhang mit Liebe, Partnerschaft und Sexualität hinzu, dann ist das Bild von der Spaßbremse komplett.

Ich finde es bedauerlich, wenn wir von der Kirche den Anschein erwecken, als seien wir Spaßverderber, die immer nur Gefahren der Sünde betonen. Trotzdem: manchmal muss sich jemand trauen, auf die „Spaß – Bremse“ zu treten. Nämlich immer dann, wenn Schwache unterdrückt werden, wenn lieblos gehandelt wird, wenn Verantwortung verweigert wird. Der Spaß hört nämlich da auf, wo sich die einen auf Kosten der anderen amüsieren. Den Menschen in seiner von Gott geschenkten Würde ernst nehmen ist ein urchristliches Anliegen, dass man nicht dem „Recht auf Spaß“ unterordnen darf. Besonders peinlich wird es, wenn wir da als Kirche unsere eigenen moralischen Ansprüche nicht erfüllen. Das schadet den betroffenen Menschen und der Glaubwürdigkeit der Institution.

Doch in erster Linie geht es den Christen um die Verkündigung einer „frohen“ Botschaft. Das sollte man sowohl in der Institution als auch bei jedem einzelnen Getauften spüren können. Friedrich Nietzsches Kritik „Die Christen müssten mir erlöster aussehen“ hat durchaus seine Berechtigung und Jesus ermahnt uns im Matthäusevangelium, dass wir auch beim Fasten kein finsteres Gesicht machen sollen. Zum Glück kenne ich viele Christen, die keine Spaßverderber sind, die nicht nur in der Faschingszeit kein Problem damit haben, dass Leben zu feiern. Und ich kenne keine Institution, in der das Lachen über die eigenen Schwächen so deutlich zur eigenen Identität gehört. Das wird unter anderem durch die sehr lebendige Kirchenkabarettszene deutlich.

Beißend-schwarzer Humor lähmt und vergiftet das Zusammenleben. Ein guter Witz, gerne auch mit einem Schuss Ironie, kann neben dem befreienden Lachen durchaus auch zum Nachdenken anregen. Deshalb bin ich Dik Browne für seinen humorvollen Fingerzeig dankbar. Und sollte mir Hägar einmal persönlich begegnen, dann werde ich ihm sagen: „Nicht alles, was Spaß macht ist Sünde – aber nicht bei allem, wo Spaß drauf steht ist auch Spaß drin!“.

 

Burkard Vogt, Gemeindereferent in Aschaffenburg