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Suchen

Wo ist nur schon wieder die Zeitung? Einen ziemlich großen Teil unserer Lebens-Zeit verbringen wir mit Suchen. Je nach Alter und Temperament suchen wir die Brille oder den zweiten Socken, den Partner fürs Leben, eine bezahlbare Wohnung oder einen Kindergartenplatz. Wir suchen flüchtig oder geduldig, systematisch oder intuitiv, still und heimlich oder laut schimpfend...

Und weil das Suchen so mühsam und nervenzehrend ist, bieten im Internet zahllose Suchmaschinen ihre Dienste an; und fürs Autofahren gibt es ja das Navi, das uns das Suchen erspart und uns freudig verkündet: „Sie haben ihr Ziel erreicht!“

Erstaunlicherweise gibt es aber auch Menschen, die mit Absicht suchen gehen; die Schatzsuche beim Kindergeburtstag oder die Schnitzeljagd bei der Jugendfreizeit machen immer wieder Spaß und schweißen zusammen, wenn man gemeinsam durch dick und dünn geht. Seit einigen Jahren sieht man auch Erwachsene immer öfter auf Schatzsuche, einzeln oder in Rudeln: „Geocaching“ heißt das dann und funktioniert über die Koordinaten, die die Erdoberfläche wie ein unsichtbares Netz überziehen und nach denen man sich richten kann, wenn man ein entsprechendes Gerät hat. Ich finde faszinierend, wie eine wachsende Gemeinde von Geocachern das Suchen und Finden zum Sport und zum Hobby macht – nur, um am Ende eine Plastikdose mit kleinen Souvenirs oder ein Filmdöschen mit einem Papierstreifen zu finden, auf den man seinen Namen schreiben kann. Aber darum geht es ja eigentlich gar nicht. Wer cachen geht, lässt sich auf etwas ein, lässt sich leiten von Koordinaten und Himmelsrichtungen, von Rätseln und Hinweisen, die den Weg weisen sollen. Ab und zu gibt es Umwege oder falsche Abzweigungen, aber umso mehr freut man sich am Ende, den „Schatz“ gefunden zu haben. Und der Eintrag auf dem winzigen Papierstreifen oder im Internet-Logbuch verbindet mit den vielen (oder wenigen) Gleichgesinnten, die auch schon diesen Weg gegangen sind und diesen Schatz gefunden haben. Alles nur „Kinderkram“?

Suchen ist menschlich, immer schon. So sind auch die biblischen Ur-Eltern Abraham und Sarah auf der Suche und bekommen von Gott den Auftrag: „Mach' dich auf, durchziehe das Land in seiner Länge und Breite!“ (1 Mose/Gen 13,17). Wonach suchten sie dabei eigentlich? Nach dem versprochenen Land, nach einen Ort zum Bleiben für sich und ihre Nachkommen? Die Koordinaten des „gelobten Landes“ kannten sie freilich nicht, das musste gesucht werden – und der Weg war jeweils nur bis zur nächsten Station absehbar, höchstens. Sarah und Abraham wurde dabei viel Offenheit abverlangt, sich auf Überraschendes und Herausforderndes einzulassen, z.B. auch dann noch guter Hoffnung zu werden, wenn eine Schwangerschaft schon nicht mehr möglich schien. Wer auf Schatzsuche geht, weiß, dass manches Mal die Dinge nicht das sind, was sie scheinen, und man dahinter sehen muss, um ans Ziel zu kommen. Und mit Sarah und Abraham gemeinsam lachen dürfen alle, denen der „Schatz“ plötzlich wie ein Geschenk des Himmels in den Schoß fällt!

Manchmal wissen wir, wonach wir suchen, und das Finden ist ein Fest. Manchmal ist aber schon die Suche das Spannende. Spielerisch auf die Suche zu gehen hilft mir, die Grundbewegung des Suchens zu probieren, neugierig zu bleiben, hinter die Dinge zu sehen. Ich habe nicht schon alles im Leben „gefunden“ - es gibt noch vieles, von dem ich nichts weiß und das ich nicht einmal ahne. Es gibt noch so viel zu entdecken! Gehen Sie doch einmal los, es lohnt sich!

Dr. Ursula Silber