Wir selber nehmen uns Großes vor und werden kleinlaut, wenn es wieder nichts geworden ist. Wer kennt das nicht? „Wir kochen eben alle nur mit Wasser!“
Wenn uns Freunde dagegen ehrlich sagen, was die denken, die Wahrheit nicht verheimlichen auch wenn sie unangenehm ist, dann „schenken sie uns reinen Wein ein!“ Keine Schönfärberei, kein nach dem Mund reden, nur um zu gefallen oder keinen Ärger zu haben.
Beide Redewendungen sind uns vertraut; sie erzählen, wie Menschen mit sich und miteinander umgehen. Ich mag Menschen, die wissen, dass sie nur mit Wasser kochen, nicht vorgeben größer zu sein als sie sind. Sie stehen zu ihrer Begrenztheit und machen keinen Hehl daraus, dass andere durchaus Fähigkeiten besitzen, die zu beneiden sind. Genauso lieb sind mir diejenigen, die mir reinen Wein einschenken, auf die ich mich verlassen kann, weil ich nicht befürchten muss, dass sie mir etwas vormachen.
Die Rede vom Wasser und Wein legt mir eine Spur um mich der Erzählung von der Hochzeit zu Kana zu nähern. Jesus wirkt ein Wunder, das seine Einzigartigkeit vor den Menschen aufscheinen lässt. Die Wasserträger im Haus weist er angesichts des fehlenden Weines beim Hochzeitsfest an, die Krüge mit Wasser zu füllen. Die Not ist nicht mehr zu verbergen: „Sie haben keinen Wein mehr!“ Egal ob falsche Planung oder zu viele durstige Kehlen – es mangelt am Wein und das ist peinlich.
Jesus lässt sich in die Pflicht nehmen. Er lässt aus dem Wasserkrug schöpfen und mit dem zu Wein gewandelten Wasser lindert er nicht nur die augenblickliche Not, sondern setzt damit ein Zeichen. Durch Jesus ist Gott selbst im Spiel. Wenn Menschen mit ihrem Latein am Ende sind, wenn ihnen der Wein ausgeht, muss das noch lange nicht das Ende sein. Leben gelingt nicht, weil wir das machen könnten, genauso wenig eine Erziehung von Kindern zu Erfolgsmenschen planbar ist oder wir das Glücken von Beziehungen, Freundschaften oder Ehen jederzeit in den eigenen Händen halten.
Doch die Sehnsucht nach Leben und Glück, nach Vollkommenheit und tiefer Lebensfreude steckt in jedem von uns wie eine unausrottbare Wurzel. Jesus geht es aber genau um diese Lebensfülle. Das tiefe Vertrauen auf Gott, der Glauben an Gottes Nähe in unserem Leben ist wie ein köstlicher Wein, der nicht ausgeht.
Es ist nicht tragisch, wenn der Wein ausgeht. Jesus ist mit dem Wasser zufrieden, das bereit steht. Aber er lehrt uns zu vertrauen, dass nur Gott selbst unserem Leben Fülle schenkt. Da schenkt uns Jesus reinen Wein ein – und der ist köstlich!
Klaus Becker,
Diözesanreferent
Lohr am Main