Ein Ball mitten im Wasser. Das erinnert mich an Lebendigkeit, an Bewegung, an Freude am Leben. Daran, einfach sein zu dürfen.
Ein Ball mitten im Wasser. Das erinnert mich daran, dass alle Lebensfreude ihre Quelle hat. Ströme des lebendigen Wassers, von dem wir schöpfen dürfen.
Gerade jetzt zu Beginn der Ferien dürfen wir spüren, wie wertvoll die Pause nach einem langen Schul- oder Arbeitsjahr ist.
Gerade nach einer Durststrecke im Leben dürfen wir neue Kraft tanken. Und auch, wenn mich die Hitze oder der Regen niederdrücken, wenn ich kaum Pausen bekomme, kann mich ein bisschen fröhlich spritzendes Wasser oder ein Ball am See aufheitern.
Gerade dann, wenn ich merke, mein Leben droht auszutrocknen und ich keine Wasserquelle mehr zu finden meine, begegnet mir ein Mensch, ein Ereignis, der oder das mich spüren lässt, was ich bin oder kann.
Nach der Zeugnisausgabe ist es für viele Schülerinnen und Schüler schwer, sich nicht über ihre Noten zu definieren. Viele halten sich für schlechte Menschen, weil sie weniger gute Noten haben als andere. Manche drücken andere durch ein gutes Zeugnis nieder. Im Beruf heißt es: „Du bist, was du leistest.“
Wer oder was bin ich eigentlich? Was macht mich aus? Die einen sagen, das, was ich tue. Andere, so wie ich mich verhalte. Wieder andere, was ich esse, wie ich schlafe, wo ich herkomme. Vielleicht sind es ja auch Einflüsse von außen, die mich zu dem machen, was ich bin.
Der Apostel Paulus suchte Antworten auf diese Fragen und merkte: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ (1. Korintherbrief 15,10). Also bin ich alles, was ich bin, durch Gottes Gnade. Ich kann den Menschen und sein Handeln unterscheiden. „Du bist in Ordnung, aber was du getan hast, gefällt mir nicht.“ Diesen Satz kennen bestimmt viele Schülerinnen und Schüler, wenn sie sich einmal nicht an die Regeln gehalten haben. Und damit ist deutlich: Ein Mensch ist auch dann kostbar und wertvoll, wenn er keine Leistung bringt. Ein Mensch darf sich auch einmal treiben lassen. Er ist schon wer – aus Gottes Gnade, nicht aus eigenem Tun.
Ein Ball mitten im Wasser. Leicht, lebendig, fröhlich, verspielt. Vom Wasser hin- und hergeworfen, von der Sonne beschienen. Mitten im Leben ohne etwas dafür zu tun. Das erinnert mich daran, wie wunderbar ich gemacht bin - ganz aus Gottes Gnade.
Heike Herzog, Pfarrerin in Alzenau und Schöllkrippen