Es sind Katechumenen. Die Kirche der ersten Jahrhunderte hat ihre Taufbewerber behutsam als „Katechumenoi“ bezeichnet, was von der Sprachwurzel her bedeutet, dass solchen Bewerbern eine neue Botschaft „entgegentönt“, oder auch als „amyätoi“, Menschen, die noch nicht in die Geheimnisse des christlichen Glaubens eingeweiht sind. Das Wort Mystik ist darin enthalten.
Deshalb wurde ihnen in der Katechumenenzeit zum Teil zwei bis drei Jahre lang unter ständiger Begleitung und Prüfung der christliche Glaube erschlossen, bevor sie dann in der „Kompetenzzeit“ ab Aschermittwoch nach täglicher Unterweisung in der Osternacht getauft wurden, um dann noch einmal in ihrem weißen Taufgewand als „Erleuchtete“, wie man sie von jetzt an nannte, acht Tage lange in die Geheimnisse des christlichen Glaubens „initiiert“ zu werden.
Getaufte unserer Tage als Katechumenen zu bezeichnen, mag theologisch problematisch und anmaßend klingen, vor allem im Blick auf die im Jahre 2010 rund 350 000 Neugetauften in Deutschland, auf ihre Eltern und Paten, die ihre Babys mit soviel Hoffnung zur Kirche hingetragen haben, um sie taufen zu lassen. Aber die meisten von ihnen wird man erst an Weihnachten, zur Erstkommunion, Firmung und Konfirmation, Hochzeit und am Grab wieder sehen. Ist es das, was Jesus gewollt hat und will?
In diesen Wochen bietet sich die Fastenzeit als „Kompetenzzeit“ auch für den bereits getauften Jugendlichen und Erwachsenen an, sich die Taufe in Erinnerung zu rufen, die die frühe Kirche als „Wiedergeburt aus Wasser und Geist“, als „Licht“, „mystische Reinigung“, „Erneuerung“, „Begräbnis“, „Beschneidung“, „Kreuz“ erfahren hat. Die biblischen Texte der Fastenzeit kommen dem neu Suchenden entgegen, wenn sie anfragen, wie wir zu den Versuchungen der Welt nach Geld, Überschwemmtwerden vom Irrationalen, Macht und Ansehen stehen, ob wir überhaupt den Wunsch haben, uns das Licht Jesu Christi schenken zu lassen, welche Bedeutung wir den zehn Geboten beimessen, ob wir Gott als Liebe erfahren, die nicht richtet, sondern rettet, schließlich, an welcher Art von Leben wir hängen, am zeitlichen oder am ewigen.
Bei einem ostkirchlichen Theologen ist zu lesen: „Die Fastenzeit ist Teilhabe an der Erfahrung Jesu Christi, unsere ganzen Abhängigkeiten von Nahrung, Materiellem und von dem, was die Welt uns bieten kann, in Frage zu stellen.“ Dafür lässt sie uns mindestens vierzig Tage lang Zeit.